Sunday, May 05, 2013

Ehrfurcht

Ehrfurcht ist ein ganz und gar unpassendes Wort. Ich habe gestern abend einen ergreifenden Moment gehabt. Es ist kurz vor der Apfelblüte bei mir im Garten. Wenn ich sagen sollte, welches Farbspiel ich am allerliebsten im Leben hab, dann ist es das grau-grün-braun von 90 Jahre alten, bemoosten Apfelzweigen, das Laubgrün der Apfelblätter und die Farbtupfer der noch geschlossenen, sich bald öffnenden Knospen dazwischen in tief-Fuchsia bis Weiß.
Ich stehe also ergriffen von der Schönheit der Natur unter meinen Apfelbäumen gestern abend und bestaune eine sich vielleicht heute öffnende Knospe, deren äußerstes Blütenblatt sich im Moment noch zart um die anderen schmiegt. Es sieht aus wie Seide, nein, wie Porzellan, nein wie... wie nichts anderes auf der Welt.
Furcht habe ich dabei nicht empfunden, keinen einzigen Funken. Freude, Begeisterung, Lebenslust, Staunen, Dankbarkeit.
Es ist so schön, dass es fast wehtut.